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0.0 hrs last two weeks / 43.1 hrs on record (41.5 hrs at review time)
Posted: 8 Oct, 2018 @ 8:46am
Updated: 8 Oct, 2018 @ 8:47am

Das missverstande Genie

Ich werde hier weniger darauf eingehen, wie genau das Spiel funktioniert, sondern eher nennen, was mich stört, und anmerken, was mir besonders gut gefällt. Wenn ihr noch gar nicht wisst, was für eine Art von Spiel dieses hier ist, werdet ihr zahlreiche jenes erläuternde Videos auf Youtube finden.

Die Optimierung

Ihr solltet vielleicht wissen, dass ich dieses Spiel wirklich, wirklich mag...Doch wie viel mehr würde ich es mögen, ja sogar lieben, wäre es nicht so furchtbar schlecht optimiert? Ich habe einen Mittelklassecomputer mit den folgenden Spezifikationen; GTX1060 6GB, i5-6600K, 16GB DDR4 Ram, SSD für das Betriebssystem, HDD für das Spiel. - laut von Steam selbst initiierten Umfragen ist das oberhalb der durchschnittlichen Leistungsfähigkeit der meisten Benutzer von Steam. Ja, die NASA würde vielleicht auf anderes Gerät setzen, aber ich denke für den Großtteil der "Gamer" ist der meine PC so ziemlich das, was sie sich guten Gewissens leisten können.
Doch aufgepasst! Ich spiele das Spiel auf mittleren Einstellungen. Einige Einstellungen (besonders die sehr fordernden, wie eben die Schattendarstellung) habe ich auf "niedrig" gestellt, viele habe ich auf "mittel" gestellt, ein paar wenige habe ich auf "hoch" gestellt. Und auch, wenn das Spiel bei diesen Einstellungen (und wohlgemerkt in der Auflösung 1920x1080p) eigentlich flüssiger Laufen sollte als Regenwasser auf den Straßen von San Francisco, habe ich im Schnitt 55 FPS. An sehr belebten Orten auch gerne einmal weniger als 40...in stillen Waldgegenden auch ab und an mehr als 60. Das erste Problem hierbei ist, dass sich das Spiel selbst bei 58 Bildern pro Sekunde schon sehr ruckelig anfühlt. Das Zweite ist, dass es sowohl stark am Spielspaß nagt und manchmal die Immersion bricht, als auch recht behindernd werden kann.

Repetitive Quests

Das Spiel ist wirklich hervorragend geschrieben, was auch der Grund ist, warum ich immer noch jede Nebenaufgabe erfülle, die mir aufgetragen wird. Allerdings fühlt sich das Gameplay manch einer Sidequest sehr in die Länge gezogen an, oder kommt gar dem einer Anderen schon sehr nahe. Dieses Spiel ist immersionstechnisch wohl mit einem nicht geringen Abstand das Beste, welches ich jemals gespielt habe. Und gerade deswegen stört es, dass man sich manchmal eben doch ein wenig wie ein Packesel und nicht wie ein edler Ritter auf der Suche nach Abenteuern fühlt.

Die Story

Wie bereits gesagt, möchte ich nicht nur Kritik, sondern auch Lob äußern. Jede einzelne Zwischensequenz in diesem Spiel ist eine wahre Pracht. Selten zuvor hat mich beispielsweise eine Prolog so sehr eins werden lassen mit dem Protagonisten. Sie werten jede Quest auf und lassen die sowieso schon atemberaubend schön gebaute Welt noch echter Wirken. Und dass ich sie so gut finde, liegt nicht nur an guten Schauspielern, Synchronsprechern, Animateuren, sondern auch an den wirklich spannenden Geschichten, die man so erlebt. Jede Hauptquest ist wie eine Belohnung, und auch, wenn einige der Nebenquests wie bereits erwähnt etwas zu eintönig sind, ist man selbst bei diesen spätesten zum Ende hin wieder vollständig eingetaucht, in diese tolle Spielwelt, voller gut geschriebener Charaktere und packender Geschichten.


Das Kampfsystem

Das Kampfsystem funktioniert leider nicht so, wie es sollte. Der Ansatz ist sehr, sehr gut, doch vieles wirkt einfach etwas unausgereift und inkonsequent. Damit meine ich vor allem den Schwertkampf, genauer noch den gegen mehrere Gegner gleichzeitig. Das Lock-On System funktioniert nicht immer richtig, das Schwingen des eigenen Schwertes ist selbst bei niedriger Maus-Sensitivität recht disfunktional und Gegner, die man getroffen hat, werden oft auf magische Art und Weise von einem wegbefördert, sodass gut koordinierte Kombo-Attacken selten möglich werden.

Das Perk-System

Die Idee, dass der Spieler fast nur durch Übung seine Fähigkeiten verbessert, und nicht auf zauberhaftem Wege plötzlich doppelt so viel Schaden anrichtet wie zuvor, ist eine gute. Zwar ist das Perk-System und das Leveling gerne etwas undurchsichtig und auch nicht immer frei von Bugs, die selbst jemandem mit der Fähigkeit "Lesen" auf dem höchsten Level das Lesen eines Buches unmöglich machen, doch es so einzigartig, so erfrischend neu und so interessant, dass es einem viel Freude bereitet.

Das Inventar

Das Inventar wird während des Spielens schnell einmal so voll, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kann - und dabei wollte ich doch nur den sächsischen Gambeson anlegen :(!
Außerdem finde ich die Idee, den Spieler beim Tragen besonders zahlreicher oder schwerer Gegenstände zu verlangsamen zwar gut, leider wird man so aber sehr schnell zur Schildkröte, sollte man nicht nur auf das allernötigste beschränkt sein wollen.

Die Fülle an Quests

Dies ist mit Gewissheit kein großes Problem, jedoch finde ich, dass man leicht dahin kommt, mit zu vielen Aufgaben betraut worden zu sein, wodurch schließlich ein Gefühl der Mühe und des Stresses und nicht etwa des Spaßes beim Erledigen jener aufkommt.

Das Rollenspiel

Kingdome Come Deliverance ist ein RPG. Das klingt zuerst etwas nebensächlich, da sich heutzutage jedes Spiel auf die Fahne schreibt, ein "RPG mit Open World" zu sein. Doch hier, hier steht es nicht nur auf der Verpackung. Es gibt in so gut wie jedem Dialog immer verschiedene Optionen - und je nachdem was man gesagt hat, verläuft auch später die Handlung etwas anders. Es ist also wichtig, Gespräch wahrzunehmen, sie auch ernstzunehmen. Man klickt sich nicht einfach durch ein Gespräch, um endlich die Markierung für das zu erreichende Ziel auf der Karte anzusteuern, man nimmt wirklich am Gespräch teil - und das mit Konsequenzen!



Abschluss

"Königreich komme, die Lieferung" , ist ein wirklich gutes Rollenspiel. Es hat eine wirklich, wirklich immersive, vielfältige, große und offene Spielwelt. Doch leider sind viele, viele Dinge nicht so gut umgesetzt worden, wie sie vermutlich gedacht waren. Es gibt unzählige kleine Mängel an diesem Spiel. Aus diesem Grund kann ich es leider nicht zum besten Spiel aller Zeiten kühren. Aber einen Kauf ist es zweifelsohne dennoch wert.

Würden die Entwickler gleich morgen ein Remake veröffentlichen, welches wesentlich besser optimiert wäre, mehr Polishing hätte und allgemein all die Dinge richtig täte, die King Come Deliverance nur mit größtem Einsatz versuchte, richtig zu machen, und einhundert Euro dafür verlangen - ich würde es sofort kaufen!!!
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